Das paradoxe Muttertagsgeschenk

 

In meinem Lieblingsforum (Das deutschsprachige Forum für energetische Methoden) wurde der Begriff des paradoxen Geschenks geprägt.

Kerstin Warkentin beschreibt es so:

Hierbei handelt es sich um eine Konfrontation, eine Anklage, eine Anschuldigung oder etwas in der Art, das mich runterzieht, mich traurig macht, mich aus dem Gleichgewicht bringt, etwas das eine andere Person mir gegenüber zum Ausdruck bringt, das mich verletzt. Es liegt nicht unbedingt in der Absicht des Anderen das bewusst zu tun, das will und kann ich ja niemandem unterstellen, es kann aber passieren, durch was auch immer. Es wird jedenfalls ein bestimmter „Knopf“ gedrückt. Bei mir. Ein Geschenk wird gemacht, dass niemand haben will, besonders nicht ich!!!!

Quelle: http://energiepsychologie.net/forum/index.php?page=Thread&postID=89794&highlight=paradoxe+geschenk#post89794

 

Heute, neun Tage nach dem denkwürdigen Muttertag, weiß ich, dass ich so ein paradoxes Geschenk von meiner Tochter erhalten habe. Sie hat mich damit auf die Spur gebracht, mir ein ganz wichtiges Thema anzuschauen: Schuld und Schuldgefühle.

Ich bin ein Kind katholischer Erziehung und somit sehr früh mit dem Begriff der Schuld vertraut gemacht worden. Während heute die energetischen Methoden darauf abzielen, positive Autosuggestionen im Bereich der Thymusdrüse einzuklopfen, habe ich als Kind und Jugendliche im Rahmen der Messe immer wieder „mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa“ (meine Schuld, meine Schuld, meine große Schuld) in meine Thymusdrüse gehämmert. Vielleicht spricht meine Thymusdrüse ja kein Latein, aber irgendwas scheint dennoch hängengeblieben zu sein. Der Hirte schlug die Mea-Culpa-Trommel und wir Schäfchen trotteten hinterher – ergeben und ahnungslos.

 

„Raus aus den Schulden“ verspricht Peter Zwegat bei RTL. Das scheint mir ein gute Überschrift für meine innere Arbeit zu sein und ich mache Inventur. Wo genau binde ich andere an mich durch „Schuld“? Wo glaube ich noch, eine „Rechnung“ mit ihnen offen zu haben?

Die Einzige, die mir spontan einfällt, ist meine Tochter. Oh, und das gefällt mir gar nicht. Die Erkenntnis zwickt und beißt, lässt sich aber auch nicht mehr abschütteln. Ja, ich muss erkennen, dass auch ich im Stillen Bilanz führe. „Was hab ich nicht alles für Dich getan“ wird fein säuberlich im Geiste notiert und addiert. Spontan schäme ich mich und frage mich, wie das denn sein kann. Das müsste ich nach all den Jahren der Beschäftigung mit alternativen Heilweisen doch wirklich besser wissen. Tja, mein Verstand weiß das auch, meine Thymusdrüse hingegen ist wohl noch auf „Schuld“ eingeschworen. Ein Thema, das ich schon durch die Muttermilch aufgesogen habe. Meine Mutter spielt auf der Klaviatur der Schuldgefühle ganz virtuos und schafft es auch heute noch, mich als Tochter damit zu dirigieren.

Ok, dann mal an die Arbeit. Ich als Mutter und Tochter vereine ja offenkundig beide Aspekte der Schuld. Also ab damit in die Matrix.

 

Ich setze mich in Ruhe hin und verbinde mich mit der Herzebene und meinem Höheren Selbst. Dann bitte ich um eine ME zum Thema „Schuld/Schuldgefühle“ und frage, wer oder was mir dabei helfen kann, alle in diesem Thema gebundenen Energien zu mir zurückzunehmen.  Dabei sehe ich folgende Bilder:

Meine Mutter steht mir gegenüber, am linken Rand eines Halbkreises von Menschen. Daneben steht meine Tochter, gefolgt von allen möglichen Personen aus dem privaten Umfeld wie auch Vertretern der Öffentlichkeit (Banken, Versicherungen, Behörden und Institutionen). Sie alle halten Schilder in der Hand, auf denen steht: „Das bist Du mir schuldig: …“ Hinter diesem Satz steht, was ich ihnen jeweils schulde. Mal sind es Zahlen (z.B. mein Dispo bei der Bank), mal geht es um Rückrufe, Antwortschreiben, Auskünfte, Lob und Anerkennung.

Ich bin völlig verdutzt, denn mit so einem Menschenauflauf habe ich keinesfalls gerechnet. Aber mir wird klar, dass Schuldgefühle bei mir offensichtlich in einem weit größeren Kontext stattfinden, als ich an Muttertag glaubte. Die Menschen schauen mich an. Einige, so wie meine Tochter sehr grimmig, manche neutral, einige scheinen sogar etwas verlegen zu sein.

Ich frage: „Wer oder was kann mir jetzt helfen?“ und bitte somit um geistige Hilfe in der Matrix.

Die Antwort kommt umgehend: „Das kannst du ganz allein. Öffne dein Herz und sprich: Ich hole jetzt alle Schuldenergien zu mir zurück und integriere sie in mein Herz.

Kaum habe ich diese Worte ausgesprochen, stehe ich mit ausgebreiteten Armen dort. Ich spüre, wie sich mein Brustkorb weitet und mein Herz öffnet sich.

Die Schilder der Menschen vor mir zerfallen in viele kleine bunte Teilchen, wie Mosaiksteinchen, und formieren sich zu tanzenden Wellen. Diese Wellen schweben langsam in weichen Bewegungen auf mein Herz zu und werden von diesem aufgenommen. Während ich vor meinem geistigen Auge diese Bilder sehe, fühle ich, wie sich in mir ein ganz intensives, friedliches Gefühl breit macht.

Stück für Stück, Mosaiksteinchen für Mosaiksteinchen verschwinden die vorherigen Schuldschilder in bunten, tanzenden Wellen in meinem Herzen und die Menschen, die sie zuvor in den Händen hatten, lachen, freuen sich und applaudieren, als wollten sie sagen „Nun hast du den Trick raus“.

Die ME ist zu Ende und ich bin jetzt ganz ruhig und entspannt. Ich denke versuchsweise an meine Tochter. Wo gerade eben noch Zorn, Enttäuschung und Frust vorherrschte, ist jetzt ein warmes, liebevolles Gefühl, das mich lächeln lässt. Danke :-).

 

Ich mache diese ME in ähnlicher Form, teilweise nur mit meiner Tochter und mir, noch einige Tage lang. Denn schon am Tag nach der ersten ME bin ich wieder unfassbar wütend auf sie. Ich arbeite ausschließlich im Innen, das Außen lasse ich unberührt. Dann ruft meine Tochter an und bittet mich um eine Auskunft. In der Zeit seit Muttertag hatten wir keinen Kontakt mehr. Sie verhält sich so, als sei nichts gewesen. Kein Wort zu ihren Verbalattacken. Eitel Sonnenschein am Telefon. Ich lausche nach innen und beobachte mich. Ja, das ist für mich ok. In mir ist alles im Frieden und ich brauche nichts mehr von ihr.

 

Heute ruft meine Mutter an, die diese Geschichte in Ansätzen mitbekommen hat und fragt, ob sich meine Tochter bei mir für ihren Auftritt entschuldigt habe. Lächelnd antworte ich: „Nein, wozu auch. Es gibt nichts mehr zu entschuldigen.“

Und dann freue ich mich aus tiefstem Herzen, weil ich es genau so fühle…